Die Schiffskreuzfahrt aus der Investorensicht

Ingo Speich, Leitender Manager der Nachhaltigkeitsfonds der Union-Investment, spricht bei der Volksbank Vechta

Fondsmodelle werden verstärkt von jüngeren Anlegern nachgefragt

Das Geldvermögen der Deutschen beläuft sich auf über sechs Billionen Euro. Angelegt sind die Gelder aber immer noch vor allem in Bargeld und fest verzinslichen Bankeinlagen. In den Zeiten der nahe Null  laufenden Zinsen für das Sparbuch wenden sich die Anleger jetzt aber verstärkt dem Aktienmarkt zu. Geld unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit anzulegen, ist dabei ein „Megatrend“ im Finanzsektor, und „für unsere jungen Kunden unter 30 Jahre ein enorm wichtiges Thema“, so der Sprecher des Vorstandes der Volksbank Vechta, Dr. Martin Kühling. Der erste „Anleger-Dialog“ der Volksbank am Mittwoch stand dann auch unter der Überschrift „Der Kapitalmarkt durch die Brille der Nachhaltigkeit“. Über 100 Interessierte kamen in das Gasthaus Jansen, um den einstündigen, mit zahlreichen, durchaus allgemein gültigen Hinweisen gespickten Vortrag von Ingo Speich (Union Investment/Frankfurt) zu hören; er ist Leiter Nachhaltigkeit und Engagement bei Union.

Wer vor zehn Jahren nachhaltig investiert habe, könne sich heute über einen Zuwachs von rund 40 Prozent freuen, so Speich. „Nachhaltigkeit bedeutet nicht Renditeverzicht!“

„Unter Nachhaltigkeit versteht heute jeder etwas anderes“, erklärte Speich. Nachhaltigkeit in der Bankersprache bedeute aber „viel mehr als nur die Tatsache, dass ein Unternehmen umweltbewusst handelt“. Die Beurteilung nach ökologischen Aspekten sei ein wesentliches Kriterium, darüber hinaus werde aber zwingend auf die Erfüllung von Standards in der verantwortungsvollen Unternehmensführung und auf soziale Kriterien geschaut.

Verschmutzung der Umwelt, Brandrodung von Regenwald zugunsten von Monokulturen, Verletzung von Arbeitsstandards, hohe Risiken durch Unfälle in der Produktion, hohe Risiken durch anstehende Rechtsverfahren und Klagen im Angesicht mangelhafter Produkte oder sogar Staatskorruption: „So manches Papier wird von uns vom nachhaltigen Investmentuniversum ausgeschlossen.“

Denn die Bewertung der Anlageperspektiven wird zunehmend von regulatorischen Zwängen im Klima- und  Umweltschutzbereich beeinflusst: „Die Autohersteller werden von der Politik in die Elektroantriebe  gedrängt, denn nur so können sie die Schadstoffgrenzen einhalten“. Es sei aber „allen klar“, dass der E-Antrieb nur Übergang zur Brennstoffzelle und dem Wasserstoff-Antrieb sei, so Speich.
„Die jetzt erforderlichen Investitionen bedeuten aber hohe Kosten für die Unternehmen. Kosten aber sind Geld, das letztlich den Anlegern vorenthalten wird.“
Und: „Wie bewertet man Vermögenswerte wie Patente?“ Oder: Wie entwickeln sich die Konkurrenten? Etwa der amerikanische Autohersteller Tesla?

China habe große Probleme mit Smogwetterlagen. Um die Feinstaubbelastung zu senken, „dürfen Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren nur noch an bestimmten Tagen fahren. Das führt zu einer massiven Änderung des Nutzungsverhaltens!“, erklärt Speich. Und fügt hinzu: „VW hat in China einen Marktanteil von 20 Prozent...“

„Die zehn größten Containerschiffe der Welt verursachen in einem Betriebsjahr so viel Schadstoffausstoß wie 750 Millionen Pkw. Kreuzfahrtschiffe fahren noch fast alle mit Schweröl. Norwegen will aufgrund der hohen Feinstaubbelastung landnahe Schiffsrouten sperren. Wollen die Kreuzfahrer dort und anderswo im Geschäft bleiben, müssen sie auf Dieselöl-Antrieb umstellen. Jede Pauschalreise wird dadurch teurer.“ Speich: „Die Schifffahrtbranche wird umdenken müssen“. Speich erhielt viel Applaus für seinen faktenreichen Vortrag. Angesichts der folgenden Stille im Saal dürfte so mancher Gast seine bisherigen Investments neu betrachten. Zum Anleger-Dialog wird die Volksbank Kunden künftig jährlich einladen.

Die nachhaltige Anlage liegt nicht nur bei der Volksbank Vechta im Trend. Von steigendem Absatz entsprechender Produkte berichtet der Sprecher der Landesparkasse zu Oldenburg (LzO), Andreas Renken: „Die Kunden beschäftigen sich damit!“ Auch Doris Bünnemeyer, Regionalleiterin Oldenburger Münsterland der Oldenburgischen Landesbank (OLB) sieht den Trend zur nachhaltigen Anlage. Das breite Spektrum der Anlageformen mit nachhaltigem Charakter sei sehr gut nachgefragt. Der Trend sei „greifbar“, wohl auch aufgrund der Omnipräsenz des Themas in den Medien.

Bericht: Oldenburgische Volkszeitung